Zwischen Spannung und Entspannung

Zwischen Spannung und Entspannung

[Juni 2010]

In den vergangenen Monaten war alles ganz einfach. Es gab eine Botschaft, die ich mit Freuden in die Welt gesandt habe. Es war interessant, welche Assoziationen ein einziges Wort auslösen kann. Im Juni aber ist – bis auf die Freude an den kleinen Botschaften – alles anders. Und das liegt nicht an der Sonne, die uns jetzt hoffentlich durch die nächsten Monate begleitet, sondern am Fußball.

Die Herren der Schöpfung angesichts der Fußballweltmeisterschaft mit dem Wort Entspannung zu überraschen, wäre ja fast, als würde man der eigenen Mannschaft das vorzeitige Ende der Teilnahme an der Meisterschaft wünschen. Fatal! Das geht natürlich nicht. Im Gegenteil, bis zum letzten Moment spannende Fußballspiele sind es, für die sich gestandene Fußballfans begeistern. Aber den Damen nun auch gleich Spannung im Juni zu wünschen, wäre vielleicht doch etwas übertrieben. Auch wenn es unter ihnen die eine oder andere gibt, die der Leidenschaft Fußball frönt, so ist doch die Begeisterung nicht so überbordend und allumfassend wie beim starken Geschlecht.

Ausnahmemonat Juni

Was also tun? Genau, in diesem Monat gibt es eine große Ausnahme: Damen und Herren bekommen unterschiedliche Karten. Während SIE mit dem Motiv „Entspannung“ überrascht wurde, erhielt ER die Karte mit der Botschaft „Spannung“. Denn schließlich: Spannung und Entspannung gehören doch zusammen und ergänzen einander wie schwarz und weiß. Weder ist Spannung ohne Entspannung denkbar – noch umgekehrt. Das Verhältnis ist ganz ähnlich wie beim Prinzip des Yin und Yang und vielleicht auch ein wenig wie das von Frauen und Männern, die sich ja bekanntlich wunderbar ergänzen können..

Chillen im Büro

Als ich mich mit dem Wechselspiel zwischen Spannung und Entspannung nun intensiver auseinandersetzte, fiel mir auf, dass sich das Thema eigentlich schon seit geraumer Zeit immer wieder in meinem Fokus befindet. In Büroetagen zum Beispiel gehören bequeme Sitzecken inzwischen ganz selbstverständlich dazu. Angespannte Arbeit wechselt mit entspannten Momenten, in denen der Austausch an die Stelle der Diskussion tritt. Sogar an Besprechungstischen trifft man zwar immer noch gern hochlehnige, aber inzwischen doch äußerst bequem gepolsterte Stühle – ja sogar Sessel – an. Das ist ganz eindeutig eine Einladung, sich doch einfach mal entspannt zurückzulehnen, einen Moment loszulassen – und vielleicht noch bessere Ideen als sonst zu haben.

Auch in privaten Häusern und Wohnungen, besonders in offenen Lofts, mischen sich Lebens- und Arbeitsbereiche schon seit Jahren immer stärker miteinander. Da wird in der Küche nicht nur gekocht, sondern auch entspannt geplauscht. Und wenn etwas Eiliges zu erledigen ist, steht schon mal der Laptop auf dem Küchentisch. Zum reinen Entspannen laden hingegen nach wie vor der Lieblingssessel, das Bett und die Badewanne ein, aber auch der Yogaraum und als etablierter Entspannungsklassiker natürlich die Sauna. Doch die Grenzen sind fließend. Sie wollen neu und bedürfnisgerecht gestaltet werden – eine spannende Aufgabe.

Heimspiel

In Zeiten des Fußballfiebers wird das heimische Sofa zum Beweis einer gelungenen Symbiose von Spannung und Entspannung. Hier erwarten die Fußballfans gespannt die nächste Torchance, während die holde Weiblichkeit sich entspannt zurücklehnt und gelassen darauf wartet, dass der Gefährte wieder in die reale Welt zurückkehrt. Steht am Ende der Ausgleich zwischen Spannung und Entspannung, leben wir in Harmonie – und in Zufriedenheit. Nur auf dem Fußballfeld ist Harmonie selten gefragt, selbst Ausgleichstore sind nicht jedem und nicht jederzeit willkommen.